Jesus Christ Superstar

Jesus Christ Superstar
Jesus Christ Superstar

Jesus Christ Superstar

Ich bin kein großer Freund von Musicals, aber Jesus Christ Superstar ist eines der wenigen Alben, das ich seit Jahrzehnten höre und mich immer noch mitreißen kann.
Allerdings nur in der ersten Aufnahme von 1970 mit Deep Purple Sänger Ian Gillan als Jesus, Murray Head als Judas und Yvonne Elliman (Backgroundsängerin von Eric Clapton) als Maria Magdalena. Diese drei und alle weiteren Sängerinnen und Sänger sind mit ihren fantastischen Stimmen die Grundlage für das hochemotionale Werk, das vom damals 22jährigen Andrew Lloyd Webber komponiert wurde.
Ergänzt wird das Gesangsensemble durch Studiomusiker (viele aus Joe Cockers Band), die nur vor Spielfreude strotzen und eine Mischung aus Jazz-Rock, Soul und orchestraler Musik erklingen lassen, mit psychedelischen Akzenten der grade abklingenden Hippiezeit. Als hätte man einen Kirchenchor zu einer Session von Led Zeppelin geschickt. Mike Vickers (Manfred Mann Band), ein Pionier des Synthesizers, der das neue Instrument George Harrison, Paul McCartney und Keith Emerson vorstellte, untermalt das Stück mit seinem Moog Modular auf manchmal gespenstische Weise.
Anders als in klassischen Darstellungen der Passionsgeschichte ist Jesus nicht die unantastbare, göttliche Gestalt, sondern ein verletzlicher Mensch, der im Angesicht seines Schicksals mit inneren Konflikten und Zweifeln ringt. In der Darstellung von Judas wird die Ambivalenz seines Verrats zu einem zentralen Thema, wodurch er nicht nur als der finstere Verräter erscheint, sondern als ein zutiefst zerrissener Mensch, der von der Notwendigkeit seines Handelns überzeugt ist. „To much heaven on their minds“ singt Judas in seinem ersten Auftritt und dieser Kampf zwischen Verstand und Seele ist der Kern aller Protagonisten, den Jesus für sich mit "Kill me. Take me, now! Before I change my mind.“ abschließt und sich auf sein Schicksal erhobenen Hauptes einlässt.
Ich halte das Werk sowohl für diejenigen interessant, die einen religiösen Glauben an die Ursprungsgeschichte haben, als auch für jede Atheistin und jeden Atheisten, da es die jeden betreffenden Lebensthematiken behandelt. Liebe, Verrat, Vertrauen, Zweifel, Angst, Mut und den Tod.
Aber selbst wenn man seine Probleme mit der Story an sich hat, bleibt einfach grandios gespielte, abwechslungsreiche Musik übrig und das sollte jede und jeden motivieren sich an Jesus Christ Superstar heranzuwagen, das ein Paradebeispiel dafür ist, wie Musik, Theater, Reigion und Philosophie zu einem Kunstwerk verschmelzen, das in seiner zeitlosen Bedeutung weiterhin fesselt und bewegt. 


Anspieltipps: 

Heaven on their minds 

Everything’s alright 

Simon Zealotes/Poor Jerusalem 

King Herod’s song 

Superstar



Nico Gläsel 

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